WEB X.Y – Der Weg UND das ???

Ich hatte beim heutigen Filmbrunch die Gelegenheit, an einem Gespräch zwischen zwei jungen dynamischen Webexperten teilzuhaben und fragte mich an irgend einer Stelle, auf welchem Weg wir eigentlich dahin gelangt sind. Ich meine damit weder das Thema noch den Austragungsort sondern … die gesellschaftliche Entwicklung!

Als ich vor etwa 17 Jahren die erste Videokamera meines Vaters entdeckte – eine Video8-Kamera ohne Entwackler, mit analogem Ausgang sowie „der Notwendigkeit einer Reihe von Features“, an die noch gar nicht zu denken war – hatte ich den Eindruck, dass nun wohl nichts mehr zwischen mich und eine internationalen Karriere als Filmemacher und Regisseur treten könnte. Sicher, es gab kein Internet und damit kein Youtube oder sonstige Plattformen, um der Öffentlichkeit seine Visionen aufzudrängen, dafür aber Lokalsender mit einmal wöchentlich wechselndem zweistündigen Rotationsprogramm, was sicherstellte, dass jeder der rund 10.000 angeschlossenen Haushalte mein Werk mindestens einmal beim Zappen gefunden haben würde!

Es muss in etwa der gleiche Zeitpunkt gewesen sein, in welchem ein netter französischer Rentner, den ich zu Beginn dieses Jahres kennenlernen durfte, seine 16mm Filmkamera entgültig im Schrank verstaute. Ich schaute mir zu diesem Zeitpunkt seine Filme, die er über Jahre in Handarbeit entwickelt, geschnitten und gepflegt hatte über einen echten Filmprojektor an, nachdem er meine neueste Computeranimation – mit Ton und in HD – bewundern musste.

Heute nun sprach ein knapp über 30jähriger Doktorant der Bio-Informatik mit einem 23jährigen Studenten eines benachbarten Fachbereiches und … beide verstanden sich im Wirrwarr aus Servereinstellungen, Algorithmen und Testreihen innerhalb weniger Sekunden. Das Web hat wahre Genies hervorgebracht, pflegt all diese, welche den Anschluss nicht verlieren und den Zugang nicht verpassen. Es erklärt sich all denen von selbst, welche trennen können zwischen Informations- und bloßem „Teilhabewillen“ der bereitstellenden USER. Vermutlich werde ich an dieser Stelle spätestens von einem Genie ausgefiltert.

Ich frage mich, wie stark sich das Wissensniveau eines Doktoranten noch auf dem Arbeitsmarkt auswirken kann, wenn ein Student bereits seine Problemstellungen innerhalb Kürze begreifen kann. Welche Halbwertszeit hat Wissen und dessen Träger aktuell noch und wer treibt die externe Evolution an, wenn sich alle dem Geschwindigkeitsproblem bewußt werden und sich ein Baumhaus suchen, um den ultimativen Stand (externe Festplattenimplantate mit lebenslanger Update-Garantie) abzuwarten?

Am Ende kann ich mir ein leicht ironisches Grinzen nicht vergneifen, als mir auffällt, dass sich die Gesprächspartner dennoch außerhalb des Social-Network-Jungles und dies dank meiner herkömmlichen Methoden getroffen haben. So bleibt doch ein Fünkchen Hoffnung, dass bei allem was wir tun dennoch ein Ziel am Ende des Weges warten wird!